Der US-Anbieter Lime ist derzeit nicht auf Berlins Straßen verfügbar. Das könnte sich bald wieder ändern.

Die Meldung überraschte vergangene Woche viele Beobachter: Der chinesische Konzern Didi sammelte ausgerechnet für seinen Bikesharing-Service rund eine Milliarde Euro ein. Dabei ging man bislang davon aus, dass der Leihfahrrädermarkt bis auf wenige Ausnahmen gesättigt sei. Doch die Nachfrage nach Fahrrädern und anderen Alternativen zum Auto wird auch in Europa zunehmen.

Startups aus dem Bereich Mobilität leiden seit Corona massiv unter den andauernden Einschränkungen. Und da es gerade nicht so aussieht, als würde man schnell wieder zur Normalität zurückkehren, sind die Unternehmen darauf angewiesen, neue Ertragsströme ausfindig zu machen. Hilfe kommt ausgerechnet von den Städten.

In allen Metropolen Europas hat der Autoverkehr massiv nachgelassen, gleichzeitig auch die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel. Vor allem bei den Öffis wird die Nutzung vermutlich in den nächsten Monaten weiter unterhalb des gewohnten Zulaufs liegen. Die Angst, sich in einer dicht gedrängten U-Bahn anzustecken, dürfte viele Nutzer nach Alternativen Ausschau halten lassen.

Die gefragten Alternativen zu Öffis und Auto

Das eigene Auto scheint auf den ersten Blick der Favorit für den täglichen Arbeitsweg zu sein. Auf der anderen Seite steht nicht jedem eines zur Verfügung und die Verkehrsprobleme in den Innenstädten haben sich auch nicht magisch aufgelöst. Einige Städte nutzen im Moment die Gelegenheit, die Verkehrsinfrastruktur für Autos sogar weiter einzuschränken.

Berlin installiert derzeit sogenannte „Pop-Up-Fahrradwege“. Dabei werden auf einigen Straßen Fahrradspuren verbreitert oder Fahrspuren, auf denen normalerweise Autos unterwegs sind, ganz an den Radverkehr übergeben. Eine temporäre Lösung, so der Berliner Senat. Allerdings hat man bisher keinen Zeitpunkt genannt, wann die Maßnahmen enden sollen. Andere Städte gehen sogar noch weiter.

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In Mailand richtet man nicht nur mehr Platz für Fahrräder ein. Es wird auch zusätzlich die Geschwindigkeitsbegrenzung in der Innenstadt auf 30 km/h heruntergesetzt. Auch in Brüssel geht man ähnliche Wege, indem man die Innenstadt weiter von Autos befreit und dort eine maximale Geschwindigkeit von 20 km/h festgesetzt hat.

Aufschwung für Zweiräder

Das Fahrrad als Transportmittel scheint in vielen Städten bevorzugt zu werden. Das dürfte auf lange Sicht für Anbieter von einem Bikesharing-Service vorteilhaft sein. So zum Beispiel das Unternehmen Swapfiets, das gegen einen monatlichen Beitrag ein Fahrrad vermietet.

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Dieser durch die Stadtverwaltungen neu eingeschlagene Kurs könnte sich auch für die Anbieter von E-Scooter und E-Motorrollern bezahlt machen. Die elektrischen Mopeds sind in deutschen Städten immer noch selten anzutreffen, aber immerhin plant der Anbieter Tier Mobility, die ehemaligen Coup-Roller demnächst in Berlin wieder auf die Straße zu bringen. Roller, E-Scooter, Fahrräder und E-Bikes sind vor allem auf der Kurzstrecke und in den kommenden Sommermonaten ideale Transportmittel. Je mehr Städte die Autos von ihren Straßen drängen wollen, desto besser dürfte das Geschäft für alternative Angebote laufen.

Don Dahlmann ist seit über 25 Jahren Journalist und seit über zehn Jahren in der Automobilbranche unterwegs. Jeden Montag lest Ihr hier seine Kolumne „Drehmoment“, die einen kritischen Blick auf die Mobility-Branche wirft.

Bild: Getty Images / JOHN MACDOUGALL / Kontributor